Im Herbst 1952 debütierte er an der Komödie in Basel als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg.[2] 1959 wechselte er nach verschiedenen Stationen an die Münchner Kammerspiele. Noch im selben Jahr holte ihn Gustaf Gründgens nach Hamburg, wohin er zu dessen Abschied 1963 für die berühmt gewordene Hamlet-Inszenierung zurückkehrte.
Er erhielt weitere Oscar-Nominierungen als bester Darsteller und Nebendarsteller sowie für den besten ausländischen und den besten Dokumentarfilm. 2003 folgte mit Meine Schwester Maria eine Filmbiografie über seine an Demenz leidende Schwester, die Schauspielerin Maria Schell. 2002 waren er und seine Schwester Maria mit einem Bambi für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden.
Neben seinen Tätigkeiten für Theater, Film und Fernsehen widmete sich Schell der Musik, der Malerei, und gelegentlich schrieb er auch. Darüber hinaus führte er als Erzähler durch die Dokumentationsreihe Terra X: Imperium. In den meisten seiner Filme synchronisierte sich Schell selbst, in einigen lieh ihm Erik Schumann seine Stimme.
Maximilian Schell, 2006
Privatleben
Aufsehen erregte in den 1960er Jahren seine drei Jahre andauernde Liaison mit Soraya, der ehemaligen Frau des letzten Schahs von Persien. 1985 lernte Schell bei den Dreharbeiten zu Peter der Große die russische Schauspielerin Natalja Eduardowna Andreitschenko kennen, die er im Juni 1986 heiratete; 1989 wurde ihre gemeinsame Tochter Nastassja geboren.[5]
Schell war mit dem Schriftsteller und späteren tschechischen Präsidenten Václav Havel befreundet. Als dieser 1989 durch ein Ausreiseverbot den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels nicht persönlich in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen konnte, verlas Schell dort stellvertretend die von Havel verfasste Rede.
Seit 2002 von seiner Ehefrau getrennt lebend und seit 2005 geschieden, hatte er vorübergehend eine Liaison mit der österreichischen Kunsthistorikerin Elisabeth Michitsch. Ab 2008 war er mit der deutschen Opernsängerin Iva Mihanovic liiert, die er im August 2013 heiratete.[6][7] Er lebte abwechselnd in Los Angeles und auf dem elterlichen Berghof in Preitenegg in Kärnten.
Schell war einer der Taufpaten der Schauspielerin Angelina Jolie. Diese Verbindung war durch Jolies Vater Jon Voight entstanden, der 1974 in Die Akte Odessa und 1975 in seiner Dürrenmatt-Verfilmung Der Richter und sein Henker eine Hauptrolle übernommen hatte.
Tod und Nachleben
Im Jänner 2014 brach Schell in einem Kitzbüheler Hotel zusammen. Im Krankenhaus wurde eine Lungenentzündung festgestellt, von der sich der 83-Jährige erholte, so dass er die Klinik nach zehn Tagen verlassen konnte.[8] Ende des Monats wurde er im Landeskrankenhaus Innsbruck wegen Rückenschmerzen operiert und starb dort am 1. Februar 2014.[9]
Das Grab der Familie Schell, in dem auch seine Schwester Maria Schell bestattet wurde, befindet sich auf dem Gemeindefriedhof von Preitenegg. Die Urne mit den sterblichen Überresten von Maximilian Schell wurde an einem Felsen auf dem Anwesen der Schells beigesetzt.[12]
Der künstlerische Nachlass von Maximilian Schell befindet sich im DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Im Winter 2020/21 wurden Teile seines Nachlasses auf der österreichischen Auktionsplattform Aurena.at versteigert.[13][14] Schell wurde vielfach geehrt und war Ehrenbürger mehrerer Städte und Gemeinden, darunter Preitenegg, wo er einen Teil seiner Kindheit verbrachte und seit 1965 New Orleans.[15]
Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs
Im September 2023 erhob die Nichte Schells, Marie Theres Relin, Tochter von Maria Schell, in einem Buch den Vorwurf, sie sei von einem Onkel als 14-Jährige sexuell missbraucht und entjungfert worden, und zwar „ohne Gewalt, aber gegen meinen Willen“.[16] Gegenüber Medien bestätigte sie später, dass es sich bei dem Onkel um Maximilian Schell handelte, obendrein sei sie auch von ihrem Vater Veit Relin sexuell belästigt worden, alles mit Wissen und Schweigen ihrer Mutter.[16][17] Kurz darauf erklärte die Tochter Maximilian Schells, Nastassja, dass sie von den Sachverhalten gewusst habe und selbst als Kind von ihrem Vater missbraucht worden sei.[18][19]
Schells Witwe teilte mit, dass sie ihren Mann anders kennengelernt habe.[20]
„Ich kann derzeit wirklich nur so viel dazu sagen, dass ich Maximilian nur die letzten sieben Jahre seines Lebens gekannt und ihn geliebt habe. Ich habe in dieser Zeit keinerlei solcher Dinge gehört, erlebt, beobachtet oder dass es mir zugetragen worden wäre. Ich selbst wurde nie zu etwas gezwungen oder hätte das Gefühl gehabt, wenn ich zu etwas ‚Nein‘ gesagt hätte, hätte es in irgendeiner Art und Weise negative Konsequenzen für mich gehabt. Aber natürlich kann ich zu einem vermeintlichen Missbrauchsfall, der vor 43 Jahren passiert sein soll, nichts, und vor allem nichts zum Wahrheitsgehalt sagen.
Ich finde es nur immer sehr problematisch mit solchen Anschuldigungen nach so vielen Jahren an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn der Beschuldigte bereits seit 10 Jahren verstorben ist, sich nicht mehr dazu äußern und wehren kann und gleichzeitig die Promotion für ein neues Buch gestartet wird. Sexueller Missbrauch überhaupt muss selbstverständlich zur Anzeige gebracht werden und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich bin aber der Meinung, dass es dafür aber andere Wege hinsichtlich Anklage, ev. Verurteilung der Täter und der Verarbeitung für die Opfer gibt als die mediale Öffentlichkeit in der Boulevardpresse.“
1962: Golden Globe, Bester Hauptdarsteller in Urteil von Nürnberg
1962: Laurel Award in der Kategorie Number One New Personality; Nominierung in der Kategorie Top Male Dramatic Performance für seine Rolle in Urteil von Nürnberg
Maximilian Schell: Der Rebell. Eine Erzählung. C. Bertelsmann, München 1997, ISBN 978-3-570-12181-8.
Maximilian Schell: Ich fliege über dunkle Täler oder Etwas fehlt immer. Erinnerungen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50178-0.
Literatur
Isabelle Louise Bastian, Hans-Peter Reichmann (Red.): Maximilian Schell. DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, 2019 [Publikation in Deutsch und Englisch zur Ausstellung im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main vom 10.12.2019 – 28.06.2020], ISBN 978-3-88799-105-0.
Gero von Boehm: Maximilian Schell. 15. Jänner 2001. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 272–281.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 603 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 93 ff.
↑Fritz Göttler: Der Junge mit der Strähne – Großer kleiner Bruder: Der Schauspieler Maximilian Schell wird achtzig. In: Süddeutsche Zeitung vom 8. Dezember 2010
↑ abMaximilian Schell: Nichte wirft Schell vor, sie mit 14 sexuell missbraucht zu haben. In: Der Spiegel. 28. September 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. Oktober 2023]).